Suche nach einem 2 Meter unter der Oberfläche abgetrennten Eisen-Brunnenrohr

Eine grüne Wiese, irgendwo im Untergrund in 2 m Tiefe ein vermißter Brunnen samt Bohrgestänge. Anhand alter Pläne suchte der AG ein Jahr lang mit Hilfe von Baggerschürfen. Was nach zahlreichen Fehlversuchen aussichtslos erschien, wurde dank geophysikalischer Messungen schnell aufgeklärt. Dabei traten auch Überraschungen zutage.

Für die geomagnetischen Messungen wurde ein Vertikalgradiometer verwendet. Der Vorteil dieser Meßmethode liegt darin, daß durch die Messung der lokalen Änderung des Magnetfelds über ca. einen halben Meter Höhe die zeitliche Magnetfeldänderung außer acht gelassen werden kann. Zudem erzeugen senkrecht stehende Stahlrohre sehr deutliche Anomalien des Gradienten. Als Anomalien bezeichnet man die Abweichungen vom Null- bzw. Normalwert.

Auf dem im Gelände ausgelegten Meßnetz werden auf 1 m voneinander entfernten Profilen Messungen im Abstand von 0,25 m ausgeführt. Dadurch wird eine hohe Punktdichte erreicht. Aus den Daten ergibt sich eine Anomalieverteilung, die dem AG als Karte vorgelegt wird. Unter der hier vermessenen Wiese sind sehr viele Anomalien erkennbar (Farbcode rot/blau). Die deutliche schräg von oben nach unten in der Abb. verlaufende Anomalie ist typisch für eine Leitung. Hierbei handelt es sich vermutlich um eine zu Bauzwecken verlegte Wasserleitung, die nicht in den Planunterlagen verzeichnet war. Mehrere verstreut liegende kleine Anomalien weisen auf kleinere Einzelobjekte hin. Interessant sind die größeren Einzelanomalien (D1, D2 in der Abb. oben).

Die auffälligste Anomalie wurde einer Modellierung unterzogen. Dazu wird ein Meßprofil extrahiert und an die gemessenen Werte (Kästchen in der Abb.) eine Modellkurve angepaßt, die durch ein Objekt mit ähnlichen Eigenschaften wie das gesuchte Brunnenrohr hervorgerufen wird. Die Abmessungen des Brunnenrohrs waren aus einer Bauzeichnung bekannt. Die Modellkurve konnte sehr gut an die Meßkurve angepaßt werden.

An den Koordinaten der Anomalie konnte ein gezielter Baggerschurf angesetzt werden. Nach ca. 45 Minuten war das gesuchte Brunnenrohr, Oberkante ca. 2,3 m unter der Oberfläche, freigelegt.

 

(c) BfG Lorenz 2013 Autor: G. Plaumann Letzte Änderung 19.12.2013