Baufeldfreimachung im Berliner Regierungsviertel

Das Regierungsviertel in Berlin wurde auf historischem Baugrund errichtet. Im Untergrund finden sich Bautenreste aus mehreren Jahrhunderten, die nur zum kleinen Teil auf Karten verzeichnet sind. Sie sind einerseits zum Teil historisch interessant, aber andererseits bei der Errichtung der Bauten im Wege. Auch Gefahr lauert: Es gibt zahlreiche Munitionsfunde.

Nach elektromagnetischer Kartierung freigelegte Gänge im Regierungsviertel in Berlin

Es ist daher von größtem Interesse, vor Baubeginn möglichst viel über den Untergrund zu wissen. Unsere geophysikalischen Untersuchungen lieferten dafür entscheidende Informationen. Es wurden Bauwerksreste von der Gründerzeit über Drittes Reich bis hin zu verborgenen Resten der DDR-Grenzanlagen lokalisiert. Das Spektrum der Funde ging von Mauergewölben über begonnene, aber nie vollendete S-Bahntunnel in 15 m Tiefe bis hin zu Munitionsresten aller Art.

Presseecho: Bunkerfunde im Zentrum Berlins

(31.8.98)

In den neunziger Jahren untersuchten wir im Rahmen der oben geschilderten Regierungsprojekte auch die "Ministergärten" in Berlin-Mitte. Hier wurden mehrere Ländervertretungen und das Denkmal für die ermordeten Juden Europas errichtet.
Dabei konnten wir neben zahlreichen Munitionsresten und Überbleibseln der DDR-Grenzanlagen auch mehrere Bunkeranlagen aus der NS-Zeit lokalisieren. Manche davon waren vorher unbekannt. Eine wird dem ehemaligen, nach dem Krieg abgerissenen Goebbels-Haus zugeordnet. Die Berliner Presse und das Fernsehen (u. a. "heute-journal" am 30.1.98) berichteten ausführlich.

Der Goebbelsbunker: Geomagnetische Farbkarte überlagert mit Ausgrabungsbefund

Auszug aus dem "TAGESSPIEGEL" vom 26.1.98, Autor Lothar Heinke:

"Endkampf"-Boden gibt seine Geheimnisse preis - Skelette, Munitionskisten, Granaten, Bunker und sogar ein Schwimmbad bei der "Baufeldfreimachung" gefunden.

Zweiundfünfzig Jahre nach Beendigung des Krieges öffnet sich bei den Tiefbaumaßnahmen für Parlament und Regierung der Boden des "Endkampfgebietes", und zum Vorschein kommen die sterblichen Überreste von Menschen, die in den letzten Minuten des Krieges Opfer des Todes geworden sind. Aber nicht nur Skelette liegen im märkischen Sand - auch russische Fliegerbomben, scharfe Munition, Granaten, und Geschosse von Katjuschas, sogenannten "Stalinorgeln". Schließlich stoßen die "Maulwürfe" auch auf Schächte, Kellerräume, Betonplatten - und sogar auf Bunker, die jahrzehntelang verborgen waren.
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Bei der "Baufeldfreimachung" .... geraten die Bauleute an eine fast zwei Meter dicke Betonschicht. Sie legen einen Eingang frei, pumpen das Wasser aus - und stehen in drei insgesamt etwa 100 Quadratmeter großen Räumen. Es riecht muffig. Einziges Überbleibsel aus der Zeit, als hier, wie vermutet die Familie von Hitlers Propagandaminister Goebbels Schutz suchte, ... sind verrostete Chlorgaspatronen und ein Tresor.
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Im Büro der Bauleitung hängt ein Plan übersät mit kleinen roten Dreiecken und Kreisen. Jedes dieser Zeichen wurde mit modernster Technik bei geophysikalischen Untersuchungen ermittelt: "Fremdkörper" im Boden, oft genug Kriegsschrott, der noch immer gefährlich werden und in die Luft gehen kann.
.... inzwischen aber wurden die geophysikalischen Untersuchungen und die hohe Kunst der Filtrierung der Daten soweit vervollkommnet, "daß man eben auch mal die Nadel im Heuhaufen findet", sagt Lutz Leupolt
(DSK, unser Auftraggeber, Anm. BfG) und lobt das Kreuzberger Büro für Geophysik Lorenz .... Der Unterweltkarte entnehmen die Geologen, daß vom einstigen Führerbunker nicht nur die Bodenplatte, sondern auch die Seitenwände noch vorhanden sind und daß auch beim Bodenaushub auf dem Gelände der Landesvertretungen allerlei zu finden ist...

Suche nach Fluchttunneln unterhalb des ehem. Mauerverlaufs

In den letzten Jahren wurde zur Dokumentation der Situation an der Berliner Mauer die Suche nach Fluchttunneln interessant. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Vereinen und Institutionen waren wir bei durch geophysikalische Messungen an der Erkundung dieser zeitgeschichtlich relevanten Relikte beteiligt.

Geoelektrische Messanordnung zur Tunnelerkundung an der B 96, Glienicke (Nordbahn)

 

(c) BfG Lorenz 2013 Autor: G. Plaumann Letzte Änderung 20.6.2013